Siemens entwickelt für Volvo im Rahmen “einer strategischen Kooperation” komplette Elektroantriebe. Damit will der Technologiekonzern nach eigenen Aussagen “seine industrielle Führung bei der elektrischen Antriebstechnik auf den Automobilmarkt ausdehnen”. Und, das wäre konsequenterweise zu ergänzen, um einen weiteren Zugang zu asiatischen Zukunftsmärkten sichern.

Was bisher als eine Art “no-go-area” galt, weil die OEMs den Motor eines Fahrzeugs als unveräußerlichen Kern ihrer eigenen Kompetenzen verstanden, wird jetzt, auf dem Weg zur Elektromobilität, zum Aktionsfeld hochspezialisierter Zulieferer. Die eben besiegelte Partnerschaft zwischen dem schwedisch-chinesischen Automobilhersteller und dem deutschen Technologiekonzern ist kein Einzelfall. Bosch oder Conti wildern auch in neuen Territorien, die Automobilhersteller selbst haben alle Hände voll zu tun, einerseits erfolgreich “alte” Fahrzeuge anbieten zu können, andererseits mit immensem finanziellen und personellen Aufwand das “Auto der Zukunft” auf die Beine zu stellen.

Der grundsätzliche Wandel im Automobilsektor, vom Antrieb über neue Materialien und Werkstoffe bis hin zur digitalen Fahrzeugkommunikation, führt zu einer nachhaltigen Kräfteverschiebung: Auf Kosten der OEMs hin zu innovativen Technologiezulieferern. Da werden Erinnerungen an ehemals renommierte Schreibmaschinenhersteller oder klangvolle Namen aus der Unterhaltungselektronik wach, die heute – wenn überhaupt – nur noch als Firmenlogo existieren. Ob es soweit kommt, hängt auch von der Kooperationsbereitschaft der Beteiligten ab.