Es gibt Situationen, da müssen selbst Fundamentalverweigerer kleinlaut einräumen, dass kein Weg am “Individualauto” vorbeiführt. Auf dem Land ziemlich oft, in der Stadt ab und an. Gut, man könnte noch ein Taxi in Anspruch nehmen, aber das muss erstmal in Reichweite sein und zweitens sollte es keinen klaffenden Krater im Geldbeutel hinterlassen. Die öffentlichen Transportmittel, phantastisch, leider nur dann nicht, wenn man viel zu transportieren hat, zu “außerplanmäßigen Zeiten” unterwegs ist oder irgendwo hin will, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Kurzum, selbst für jene, deren Blut nicht automatisch in Wallung gerät, wenn irgendwo poliertes Blech glänzt oder das Selbstfahren schlicht und einfach eine lästige Angelegenheit ist, für jene also gibt es “car sharing”-Angebote. Man könnte auch “Kurzmiete” dazu sagen. Zu den adressierten Kunden kommen in den Städten immer mehr junge Menschen dazu, weil sie anstatt in ein Auto ihr Geld lieber in ihre Wohnung, für Ausgehen, ins Reisen und/oder in ihre digitalisierte Konsumumgebung stecken.

Inzwischen entwickelt sich in den Ballungsräumen eine speziell auf diese Bedürfnisse zugeschnittene Dienstleistungsindustrie. Natürlich sind die Autohersteller vorne mit dabei, denn ein neuer Absatzmarkt will von Anfang an sorgfältig mit aufgebaut und betreut werden. Es geht ja auch darum, den Nutzern auf diesem Weg die vermeintliche Unverzichtbarkeit des Automobils zu vermitteln. Zudem werden “car sharing”-Flotten auch wunderbare (von den Nutzern mitbezahlte) Erprobungsareale für Elektrofahrzeuge sein. Die vermutet kurzen Nutzungsdistanzen und die urbane Infrastruktur kommen Betreibern und Kundenanforderungen entgegen. Bleiben die Kosten – und die Bequemlichkeit: Mal ein paar Kilometer fahren sollte einigermaßen kalkulierbar und für die meisten Interessenten wirtschaftlich machbar sein. Problematischer ist der andere Punkt. Wo stehen die Fahrzeuge, wenn man eines benötigt, wo stellt man sie wieder ab? Und wie erhalten Nutzer Zugang, was passiert mit den persönlichen Daten, die sich in IT-hochgerüsteten (Miet-)Fahrzeugen ansammeln? Na ja, das ist eine Parallelbaustelle…